Kunst ist sehr schön, macht aber leider viel Arbeit.
Karl Valentin (Dialogaauschnitt aus der ersten Filmoper, "Die verkaufte Braut" (nach Smetana, Regie: Max Ophüls) aus dem Jahr 1932.)
Michael Jägers Konzept für das Museum of Openness ist einfach, wirft aber grosse Fragen auf.
In einem 32 cm x 36 cm grossen Umschlag kamen, auf dem Postweg, 36 Din A4 grosse, farbige, handbemalte Papiere und 36 Postkarten grosse Gemälde an.
Die Anweisung des Künstlers an das Museum war, die einzelnen Stücke frei nach unserem Empfinden zu kombinieren und die Din A4 Blätter nicht nur als Sockel zu benutzen, sondern sie, gegebenenfalls, auch zu zerschneiden.
Das Museum of Openness folgte dieser Anweisung, stiess dabei aber auf komplexe Fragen die nun 'offen' im Raum stehen:
Ein Ding kann ein Kunstwerk sein, wenn es durch eine Intention zu einem solchen erklärt oder gemacht wird. Der Inhalt spielt dabei keine Rolle, und es ist nicht einmal nötig, dass man dem Ding sofort ansieht, dass es ein Kunstwerk ist. Was ist dann aber ein Ding? Ist in der konzeptuellen Kunst nicht die Frage die gestellt wird, als Teil der Intention, auch ein Ding? Wir das Museum bzw der Kurator zum Künstler indem es/er Dinge arrangiert?
In den kleinen Wänden des Museums löste Michael Jägers Brief und Anweisung ein grosses Durcheinander aus. Die Kollegen in der Rechtsabteilung wollten die Ausstellung erst gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich machen, weil die Urheberrechte nicht geklärt wären und man Angst vor den freundlichen Wölfen hatte. Zum Glück fanden sie dann aber einen Rechtpassus der besagt, dass wenn ein Künstler etwas von einem anderen Künstler übernimmt, aber daraus wieder ein neues Kunstwerk macht, dies kein Missbrauch des Urheberrechts ist.
Trotz der Verwendung der Dinge die Michael Jäger geschickt hat, ist eindeutig zu sehen, dass es sich hier nicht allein um Arbeiten von Michael Jäger handelt, sondern um eine Interpretation. Zumindest rechtlich, ist das Museum of Openness daher von Abgaben an die VG Bildkunst, freigestellt. Die Frage die sich stellt, bleibt aber was denn nun das Kunstwerk eigentlich ausmacht, wenn es, wie in diesem Fall, nicht allein die vom Künstler bemalten und signierten Papiere sind und auch nicht die konzeptuelle Intention einer Frage?
An dieser Stelle wird Michael Jägers Beitrag für das Moo auf einmal riesengross, (und dies nicht, weil das Museum so klein ist!) denn er verweist auf die lange Geschichte eines noch nicht zu Ende geführten Dialogs zwischen Künstler und Betrachter. Der Weg führt von den 60ziger Jahren, als So LeWitt das zeitgemäss eingeführte Konzept eine Struktur auch durch Zweite oder Dritte ausführen zu lassen erfand, bis hin zu den heutigen, digitalen Kunstwerken, die auf Auktionen Millionen erhaschen ohne wirklich zu existieren.
Trotz all der Fragen, viel Spass beim Betrachten und wer weiss, vielleicht ergibt sich ja daraus die eine oder andere Antwort!
Art is very beautiful, but unfortunately makes a lot of work.
Karl Valentin (Dialogue excerpt from the first film opera, "The Bartered Bride" (after Smetana, directed by Max Ophüls) from 1932).
Michael Jäger's concept for the Museum of Openness, is simple, but raises big questions.
A 32 cm x 36 cm envelope arrived, by mail, carrying 36 Din A4 sized hand-painted papers and 36 postcard-sized paintings.
The artist's instruction to the museum was to freely combine the different pieces and to use the A4 sheets not only as a base but also to cut them up if necessary.
The Museum of Openness followed this instruction, was however met by complex questions, which are now 'open' for discussion.
Something can be a work of art if it is declared or made such by an intention. The content plays no role, and it is not even necessary that one immediately sees that the thing is a work of art. But what is a thing then? Isn't in conceptual art, the question that is asked, part of the intention and also a thing?
In the small walls of the museum, Michael Jäger's letter and instruction caused great confusion. The colleagues in legal department didn't want to open the exhibition to the public at first, because if the copyright couldn't be cleared they had good reason to fear the friendly wolves. Fortunately though, they found a legal clause that states that if an artist takes something from another artist but makes a new work of art out of it, this is not an abuse of copyright.
Despite the use of the things that Michael Jäger has sent, it is clear that the arrangements we see are not works of Michael Jäger alone, but an interpretation. At least legally, this means that the Museum of Openness is exempt from paying royalties to the VG Bildkunst. However, the question that arises remains: what constitutes a work of art, if it is not the papers painted and signed by the artist and also not the conceptual intention of a question?
At this point, Michael Jäger's contribution to the Moo suddenly becomes huge, (and not because the museum is so small!) because it points to the long history of an unfinished dialogue between artist and viewer. The path leads from the 1960s, when So LeWitt invented the contemporary concept of having a structure executed by a second or third party, to today's digital artworks, which are sold at auction for millions without really existing.
Despite all the questions, do enjoy what you see and who knows, perhaps this might lead to one or two answers!
Karl Valentin (Dialogaauschnitt aus der ersten Filmoper, "Die verkaufte Braut" (nach Smetana, Regie: Max Ophüls) aus dem Jahr 1932.)
Michael Jägers Konzept für das Museum of Openness ist einfach, wirft aber grosse Fragen auf.
In einem 32 cm x 36 cm grossen Umschlag kamen, auf dem Postweg, 36 Din A4 grosse, farbige, handbemalte Papiere und 36 Postkarten grosse Gemälde an.
Die Anweisung des Künstlers an das Museum war, die einzelnen Stücke frei nach unserem Empfinden zu kombinieren und die Din A4 Blätter nicht nur als Sockel zu benutzen, sondern sie, gegebenenfalls, auch zu zerschneiden.
Das Museum of Openness folgte dieser Anweisung, stiess dabei aber auf komplexe Fragen die nun 'offen' im Raum stehen:
Ein Ding kann ein Kunstwerk sein, wenn es durch eine Intention zu einem solchen erklärt oder gemacht wird. Der Inhalt spielt dabei keine Rolle, und es ist nicht einmal nötig, dass man dem Ding sofort ansieht, dass es ein Kunstwerk ist. Was ist dann aber ein Ding? Ist in der konzeptuellen Kunst nicht die Frage die gestellt wird, als Teil der Intention, auch ein Ding? Wir das Museum bzw der Kurator zum Künstler indem es/er Dinge arrangiert?
In den kleinen Wänden des Museums löste Michael Jägers Brief und Anweisung ein grosses Durcheinander aus. Die Kollegen in der Rechtsabteilung wollten die Ausstellung erst gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich machen, weil die Urheberrechte nicht geklärt wären und man Angst vor den freundlichen Wölfen hatte. Zum Glück fanden sie dann aber einen Rechtpassus der besagt, dass wenn ein Künstler etwas von einem anderen Künstler übernimmt, aber daraus wieder ein neues Kunstwerk macht, dies kein Missbrauch des Urheberrechts ist.
Trotz der Verwendung der Dinge die Michael Jäger geschickt hat, ist eindeutig zu sehen, dass es sich hier nicht allein um Arbeiten von Michael Jäger handelt, sondern um eine Interpretation. Zumindest rechtlich, ist das Museum of Openness daher von Abgaben an die VG Bildkunst, freigestellt. Die Frage die sich stellt, bleibt aber was denn nun das Kunstwerk eigentlich ausmacht, wenn es, wie in diesem Fall, nicht allein die vom Künstler bemalten und signierten Papiere sind und auch nicht die konzeptuelle Intention einer Frage?
An dieser Stelle wird Michael Jägers Beitrag für das Moo auf einmal riesengross, (und dies nicht, weil das Museum so klein ist!) denn er verweist auf die lange Geschichte eines noch nicht zu Ende geführten Dialogs zwischen Künstler und Betrachter. Der Weg führt von den 60ziger Jahren, als So LeWitt das zeitgemäss eingeführte Konzept eine Struktur auch durch Zweite oder Dritte ausführen zu lassen erfand, bis hin zu den heutigen, digitalen Kunstwerken, die auf Auktionen Millionen erhaschen ohne wirklich zu existieren.
Trotz all der Fragen, viel Spass beim Betrachten und wer weiss, vielleicht ergibt sich ja daraus die eine oder andere Antwort!
Art is very beautiful, but unfortunately makes a lot of work.
Karl Valentin (Dialogue excerpt from the first film opera, "The Bartered Bride" (after Smetana, directed by Max Ophüls) from 1932).
Michael Jäger's concept for the Museum of Openness, is simple, but raises big questions.
A 32 cm x 36 cm envelope arrived, by mail, carrying 36 Din A4 sized hand-painted papers and 36 postcard-sized paintings.
The artist's instruction to the museum was to freely combine the different pieces and to use the A4 sheets not only as a base but also to cut them up if necessary.
The Museum of Openness followed this instruction, was however met by complex questions, which are now 'open' for discussion.
Something can be a work of art if it is declared or made such by an intention. The content plays no role, and it is not even necessary that one immediately sees that the thing is a work of art. But what is a thing then? Isn't in conceptual art, the question that is asked, part of the intention and also a thing?
In the small walls of the museum, Michael Jäger's letter and instruction caused great confusion. The colleagues in legal department didn't want to open the exhibition to the public at first, because if the copyright couldn't be cleared they had good reason to fear the friendly wolves. Fortunately though, they found a legal clause that states that if an artist takes something from another artist but makes a new work of art out of it, this is not an abuse of copyright.
Despite the use of the things that Michael Jäger has sent, it is clear that the arrangements we see are not works of Michael Jäger alone, but an interpretation. At least legally, this means that the Museum of Openness is exempt from paying royalties to the VG Bildkunst. However, the question that arises remains: what constitutes a work of art, if it is not the papers painted and signed by the artist and also not the conceptual intention of a question?
At this point, Michael Jäger's contribution to the Moo suddenly becomes huge, (and not because the museum is so small!) because it points to the long history of an unfinished dialogue between artist and viewer. The path leads from the 1960s, when So LeWitt invented the contemporary concept of having a structure executed by a second or third party, to today's digital artworks, which are sold at auction for millions without really existing.
Despite all the questions, do enjoy what you see and who knows, perhaps this might lead to one or two answers!